CAMILLE VIVIER, Surrealismus und erotische Spannung

CAMILLE VIVIER, Surrealismus und erotische Spannung

Camille Viviers Fotos ziehen den Betrachter in eine Welt romantischen Surrealismus, melancholischer Träumerei bedeckt mit einem mysteriösen und samtenen Schleier. Diese Sinnlichkeit und dieser Freigeist in ihren Bildern sind beeindruckend und verführerisch.

Ihre Fotos werden in den renommiertesten Gallerien und Modemagazinen gezeigt. Sie arbeitet aber auch an Musikprojekten, wie zum Bespiel Dita van Teese und Sebastien Telliers Coverfoto für ihr kürzlich herausgekommenes Album.

 

Der weibliche Körper, seine Sinnlichkeit, seine Erotik, seine Vielfältigkeit, sind sehr wichtige Themen in deiner Arbeit. Was ist für dich die Definition von Schönheit?

Mich interessiert die Poesie der Schönheit. Der menschliche Körper ist ein sehr klassisches Thema. In meiner Arbeit hinterfrage ich die Bedeutung des Wortes « Schönheit », wie es in der Kunstgeschichte und in der Gesellschaft aufgefaßt wird.

« In meinen Foto gibt es natürlich dieses Forschen nach Ästhetik, aber insbesondere ist es mir ein Anliegen, daß meine Vision, von dem was schön ist, ein offener und subjektiver Vorschlag sein sollte, ohne diese Bedeutung der Schönheit aufdrängen zu wollen. »

Diese Vision kann manchmal eigenartig und bizarr sein. Ich mag es auch hin und wieder, wenn Dinge fast schon ins Unangenehme gehen.

Ich bin eine Frau, die Frauen fotografiert, und deren Erotik in einer gewissen Weise ausdrückt wie es ein Mann nicht machen würde. Ich zeige sie in einer mehr abstrakten Art und Weise.

Magst du es, deine Fotoshootings zu kontrollieren und sie mit einer sehr fixen Idee im Kopf zu steuern, oder bevorzugst du es, dich mit der Energie gehen zu lassen und «Unfällen » eine Chance zu geben?

Ich bin nicht sehr bestimmend. In einem Klima von Vertrauen lasse ich die Dinge auf mich zu kommen.

«In Momenten der Ungewissheit und Nicht-Kontrollierens, passieren oft viele interessante Unfälle.»

Aber natürlich mache ich mir vor dem Shooting Gedanken über das allgemeine Bildresultat, das ich schaffen will, und ich bereite auch Referenzen für das Licht vor, das ein sehr wichtiges Element meiner Arbeit ist.

In deinen Fotos spielst du viel mit Kontrasten, mit der Kombination von Rauhem und Sanftem, von Lebendigem und Leblosem. Was fasziniert dich so an dieser Verbindung von zwei von einander total gegensätzlichen Dingen?

Die unbehagliche Eigenartigkeit des Leblosen hat mich schon immer fasziniert.

«  Ich liebe das Spiel mit Kontrasten. »

Ich mag es, von einander unterschiedliche Formen oder Welten zu verbinden und so einen Dialog zwischen diesen beiden entstehen zu lassen, die sich dann gegenseitig sublimieren, wie zum Beispiel ein nackter Frauenkörper auf einer Betonskulptur.

Die Arbeit besteht daraus, eine Sprache zwischen diesen beiden gegensätzlichen Elementen zu konstruieren, die dann untereinander kommunizieren.

Abgesehen von deinen persönlichen Projekten, arbeitest du auch regelmäßig mit international renommierten Modemagazinen und Marken wie Isabel Marant, Stella McCartney, Martin Margiela zusammen. Hermes gab dir carte blanche für einen Kurzfilm.

Gibt es einen Fotografen, dessen Arbeit du bewunderst so wie auch seine Vision der Modefotografie?

Ich erinnere mich noch, es war in den Neunzigern, ich habe damals als Assistentin für das Magazine Purple gearbeitet, als Wolfgang Tillmanns Buch herauskam.

« Tillmans Vision hat mich komplett überwältigt. In seinen Fotos habe ich eine enorme Freiheit entdeckt, eine künstlerische Sichtweise, die mir die Augen geöffnet hat, die mir Lust gegeben hat, Fotos zu machen, die meinen Komplex und meine Hemmungen bezüglich der Art und Weise, wie Mode zu dieser Zeit behandelt wurde, genommen hat, denn seine Fotos zeigten sie auf eine zugänglichere, spontanere, freiere Art, weniger glamourös und geglättet.»

Ich bewundere auch Man Rays Werk.
Er hat viel für die Mode gearbeitet, aber hatte auch sehr viele persönliche Projekte, die sehr reich waren an immer wiederkehrenden Codes und Themen. Er hatte einen unheimlich guten Geschmack für Objekte und das Verbinden von gegensätzlichen Elementen.

Meine Beziehung zur Mode war nicht immer einfach, aber nach all den Jahren, habe ich als Künstlerin an Selbstsicherheit gewonnen, was mir erlaubt hat, meine eigene Vision der Mode, meine Sichtweise, die von meinen persönlichen Projekten beeinflusst wird, durchzusetzen. Ich fühle mich nicht mehr eingeengt, daß von mir erwartet wird, in einer bestimmten Weise fotografieren zu müssen.

Man spürt in deinen Fotos eine gewisse Romantik, eine von einem samtenen Schleier leicht verschwommene Träumerei. Gibt es eine sehr bestimmte Inspirationsquelle für dich?

« Ich liebe alles, was eine gewisse Distanz aufbaut und Szenen erschafft, die zwar einen Hauch von Realität beinhalten aber aufgrund von theatralischen Elementen zu etwas komplett Fantastischem führen. »

Ich hole mir sehr viel Inspiration in der klassischen Kunst. Ich liebe die niederländischen Maler und ihre Art und Weise, Licht und Schatten auszudrücken.

Ich lese auch unglaublich gerne und liebe es, mich in imaginäre Landschaften gleiten zu lassen.

Es gab eine Periode, da las ich nur Romane vom französischen Schriftsteller André Pieyre de Mandiargues. In seinen Büchern findet man diese erotische Spannung, die in einem sehr surrealistischen Umfeld spielt.

Was geht dir durch den Sinn, wenn du an den Iran denkst?

Der Kontrast zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.

Kredite:
Alle Fotos von Camille Vivier
Text: Anahita Vessier
Übersetzung: Anahita Vessier
http://www.camillevivier.com/

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Anahita's Eye