IRACEMA TREVISAN, Brasilianischer Chic

IRACEMA TREVISAN, Brasilianischer Chic

Für mich besitzt Ira unglaubliche Stilsicherheit und Chic: wie sie Farben, Accessoires und Drucke kombiniert, wie sie ihre eigenen Kreationen trägt, die sie unter der Marke Heart Heart Heart vertreibt. Dieser Chic mit einem Twist, ihre brasilianischen Wurzeln, ihr Leben heute in Paris und ihre Karriere als frühere Bassistin der Indie-Band Cansei de Ser Sexy machen ihren Stil so einzigartig, persönlich und faszinierend.

Deine Tücher sind alle in limitierter Auflage produziert und nummeriert, fast wie Kunstwerke. Warum sind Tücher dein liebstes Designstück?

Während meines Studiums begeisterte ich mich immer mehr für Drucke und der einfachste Weg, Drucke zu tragen, ist auf Tüchern oder Schals.

Ich möchte meinen Kreationen kein bestimmtes Datum geben, deswegen habe ich die Kollektionen durch Serien ersetzt. Ein Tuch ist ein zeitloses Teil, das man fürs ganze Leben hat und das man auf verschiedene Weise tragen kann.

Woher hast du die Inspirationen für dein Textil-Design?

Natur. Die Beziehung zwischen Mensch und Natur.

„Die Natur inspiriert mich, Bäume, Tiere, Insekten. Diese natürlichen Elemente kombiniere ich mit sehr „unnatürlichen“ Dingen, die eigentlich dort nichts verloren haben.“

Welche Künstler inspirieren dich?

Ich liebe konzeptionelle Kunst, besonders die von Künstlerinnen wie Agnes Martin oder Jay De Feo. Aber meistens geht es nicht um eine bestimmte Arbeit oder Ästhetik, sondern eher um die künstlerische Geste, den kreativen Weg, den sie nahmen, um dort anzukommen, wo sie sind.

Planst du, außer Tüchern auch andere Stücke für Heart Heart Heart zu entwerfen?

Ja, klar. Auf natürlichem Weg lande ich bei Schmuck. Aber es gibt auch viele andere Möglichkeiten.

Du hast kürzlich mit der amerikanischen Künstlerin Miranda July zusammengearbeitet. Wie kam dieses Projekt zustande?

Es war ein Projekt, über das ich lange nachdachte. Miranda ist eine Freundin, aber darüber hinaus ist sie eine der eindrucksvollsten zeitgenössischen Künstlerinnen.

„Ich habe immer die Absicht, mehr zu liefern als Design, etwas, das eine Geschichte erzählt. „

Woher stammt der Name deines Labels Heart Heart Heart?

Ich wählte es wegen des Bildes, das entsteht und auch wegen der Worte “earth” (Erde) und “art” (Kunst), die sich im Wort verstecken.

Hörst du Musik, wenn du deine Entwürfe machst? Welche Musik hast du zu deiner letzten Kollektion gehört?

Ich höre immer Rap und Hip-Hop. Meiner Meinung nach kommt da heute die Energie und Innovation her. Rockmusik kommt und geht und ich finde sie seit neustem wirklich langweilig, weil sie zu sehr an die Vergangenheit erinnert. Das passiert mir auch manchmal mit Mode.

Du warst Bassistin der brasilianischen Indie-Band Cansei de Ser Sexy. Warum hast du von Musik zu Mode gewechselt? 

Ich habe schon in der Modeindustrie gearbeitet, bevor ich zur Musik kam. Ich arbeitete als Modedesignerin für Alexandre Herchcovitch. Am Wochenende machte ich Musik. Cansei de Ser Sexy gab es schon seit 2003. Für mich war es eine wunderbare Erfahrung und ich hatte viel Spaß. Am Anfang waren wir ganz spontan. Aber als wir am zweiten Album arbeiteten, versuchten wir plötzlich, alles zu kontrollieren, es gab keinen Zauber und keine Spontanität mehr. Das war der Moment, an dem ich aus der Band ausstieg. Ich entschied, nach Paris zu ziehen und meinen Master an der IFM zu machen.

Obwohl du die Musik hinter dir gelassen hast, arbeitest du manchmal für Musikprojekte, wie für das Cover von Nicolas Godins Album Contrepoint. Wie war die Zusammenarbeit mit Nicolas, der auch dein Verlobter ist? Was war deine Inspiration für das Album-Cover?

Nicolas und ich hatten zusammen die Idee. Eine Freundin von uns ist Fotografin und sie machte das Coverbild und ich habe das Paintbrush dazu gemacht.

Warum die Lippen?

Das Album ist sehr sexy und hat etwas sehr Sinnliches. Ich wollte diese Sinnlichkeit der Musik auch auf dem Cover reflektieren.

Als Brasilianerin, die jetzt in Paris lebt, was magst du an Paris und am Pariser Stil? Was vermisst du aus Brasilien? Wie vereinbarst du beide Kulturen und Mentalitäten im täglichen Leben, in deiner Arbeit? Gibt es eine typische brasilianische Tradition oder Angewohnheit, die du in deinem Leben in Paris beibehältst?

Haha, Zuspätkommen zählt?… Brasilien ist wirklich entspannt und lässig, was toll ist aber auch ein Fluch sein kann, weil es schwer ist, eine angefangene Arbeit gut zu beenden oder überhaupt durchzuziehen

Ich liebe es, dass die Franzosen Stil so ernst nehmen, es ist eine Lebensweise und es ist ihr bestes Talent, das sie in die ganze Welt exportieren.

Ich versuche, die Dinge um mich herum leicht zu gestalten, und denke dabei an die Sonne zu Hause. Vielleicht ist das mein Beitrag. Brasilien ist auch leichter, was Mode und Stil angeht. Wir haben keine Vergangenheit, die uns viele Vorbilder gibt, also meinen die Leute, sie können ihre eigene Geschichte erfinden.

Gibt es einen speziellen Gegenstand, der dir wichtig ist und den du aus Sao Paulo mit nach Paris genommen hast? 

Ich habe eine wunderbare alte Ausgabe des Buches “Iracema”. Nach diesem Titel bin ich benannt worden.

Was assoziierst du mit Iran? 

Das persische Imperium, Geschichtsunterricht,… auch persisches Design, das so kompliziert und wunderschön wie die Frauen in Iran ist.

Kredit:
Foto von Iracema: Christophe Roué
Fotos von Heart Heart Heart Tüchern: Iracema Trevisan
Konzept von Nicolas Godins Albumcover „Contrepoint „: Iracema Trevisan
Text: Anahita Vessier
Übersetzung: Ulrike Goldenblatt
http://www.heartheartheart.com

Share this post

Anahita's Eye