DELPHINE DELAFON,
Punkrock Chic einer Amazone
Delphine Delafons Beuteltasche ist DAS It-Piece der Saison, auf das alle Mädchen von Paris bis Tokyo stehen.
Ihre Werkstatt liegt im 10. Bezirk von Paris und mutet an wie Ali Babas Höhle, gefüllt mit außerordentlichen Stoffen, exotischen Ledersorten in unglaublichen Farben und mit allen möglichen Beschlägen. Dort empfängt die Punkrock-Amazone mit der rauchigen Stimme ihre Kunden, entwirft ihre einmaligen Kollektionen und fertigt ihre feschen Taschen an.
Seit wann stellst du deine eigene Marke her?
Seit ich 15 bin, wollte ich meine eigene Marke haben und meine eigenen Kreationen verkaufen, die meinen Namen tragen.
Ich begann während meiner Schwangerschaft. Ich war zuhause und machte eine Tasche für mich selbst. Meine Freundinnen sahen sie und wollten sofort auch eine, und dann Freunde von Freunden und so weiter. Ich lud sie ein, damit sie sich Materialien und Stoffe aussuchten. Die Idee dahinter war, dass jede von ihnen ihre ganz persönliche Tasche bekommt.
Durch die Mund-zu-Mund-Werbung bekam ich viele Kunden und nach zwei Jahren wurde es ein ernsthaftes Geschäft.
Die ersten 500 Taschen nähte ich alle selbst auf meiner Nähmaschine in der Küche. Aber irgendwann wurden es so viele Bestellungen, dass ich die Arbeit an eine Näherei delegieren musste.
Seit dem Beginn deines Labels, bietest du deinen Kunden maßgeschneiderte Lösungen an. Denkst du, es gibt heute eine große Nachfrage nach Unikaten?
Obwohl ich vor ein paar Saisons eine Kollektion von Taschen lanciert habe, die außerhalb meiner Werkstatt hergestellt werden, Konfektionsware als Antwort auf die große Nachfrage, steigt die Nachfrage nach Unikaten ständig.
„Heute sind Kunden dazu bereit, mehr Geld zu zahlen, um ihre einzigartige Delphine Delafon Tasche zu haben. Sie schätzen das Savoir-Faire und den Umstand, dass die Tasche in meiner Werkstatt in Paris hergestellt wird. Sie kommen gern in mein Atelier, um mich zu treffen und zusammen die Materialien für ihre Tasche auszuwählen.“
Jedes Delphine Delafon Tasche wird in limitierter Auflage in geringer Stückzahl hergestellt.
Nach deinen erfolgreichen Taschen beginnst du nun mit einer Modelinie. Was ist die Verbindungslinie zwischen Taschen und Kleidung?
Für meine Modelinie möchte ich das gleiche Konzept, wie für meine Taschen, also die Herstellung so kunsthandwerklich wie möglich zu halten und zu 100 % in Frankreich. Es gibt kein Etikett in den Kleidern, aber sie sind von mir handsigniert mit „Delphine Delafon“.
Ich möchte auch, dass die Kunden in mein Atelier kommen und ihre Kleidung ganz persönlich mitgestalten.
Für mich sind solche Details einfach sehr wichtig, um zu zeigen, dass es um die Handwerkskunst geht. Mir ist aufgefallen, dass die Leute sehr empfänglich für die Gefühle des Designers und seinen eigenen Kreationen bzw. seiner Marke gegenüber sind.
Anstelle einer Modenschau, hast du lieber eine große Festivität für alle gemacht, wie bei deiner Frühling/Sommer Präsentation letztes Jahr. Deine Herbst/Winter Präsentation für 2017/18 war eine dreistündige Aufführung, inspiriert von traditionellen katholischen Begräbnissen in Sizilien, gemischt mit Punk-Elementen und Neonlichtern. Das ist eher eine unkonventionelle Art, seine Kollektion vorzustellen.
„Ich wäre gern konventionell, aber ich kann es einfach nicht. Also mache ich auf meine Art weiter.“
Jede Show ist eine intensive Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Leuten, die ich sehr mag und bei der jeder seine Ideen einbringt. Ich arbeite gern mit Freunden an einem Projekt zusammen, die mich und mein künstlerisches Universum kennen.
Wo findest du deine wunderbare Auswahl an Stoffen und Ledersorten?
Zum Glück gibt es immer noch ein paar Lieferanten in Paris, die nicht weit von meiner Werkstatt entfernt sind. Dort bekomme ich wunderschöne Ledersorten, Echsenleder, Schlangenleder, Alligator-Leder in ganz verschiedenen Farben.
Viele der Stoffe finde ich auf meinen Reisen. Mein Freund hat für ein Jahr in Vietnam und Cambodia gelebt, da habe ich ihn oft besucht und dort wunderschöne traditionelle Stoffe gekauft. Ich war letztes Jahr auch in Kenia und habe dort viele Stoffe mit wunderbaren afrikanischen Drucken gefunden.
Gibt es einen Künstler, tot oder lebendig, den du verehrst?
Seit ich 12 bin, habe ich eine Leidenschaft für Modefotografie.
„Mein absoluter Favorit ist Helmut Newton. Ich liebe die Atmosphäre und die sexuelle Ästhetik in seinen Bildern.“
Gibt es ein Kunstwerk, das du liebst oder welches dich überwältigt?
Musik fasziniert mich, weil sie so abstrakt und unfassbar ist und trotzdem so starke Emotionen auslösen kann.
Ich bin ein großer Fan der Beatles und besonders der Song „While my guitar gently weeps“ zieht mich jedes Mal aus dem Alltag raus und führt mich zu imaginären Orten.
Was assoziierst du mit Iran?
Ich denke an ein sehr starkes Land mit einer intensiven politischen Vergangenheit und an den Status von und die Lebensbedingungen für Frauen, ein Thema, das mir wichtig ist.
Kredit:
Portrait von Delphine Delafon: Nina Koltchitskaia
Frühjahr/Sommer 2017 Kollection und alle anderen Fotos: Basile Mookherjee
Text: Anahita Vessier
Übersetzung: Ulrike Goldenblatt
http://www.delphinedelafon.com/
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