NOAVI, Die ultimative Kunst der Wanderlust

NOAVI, Die ultimative Kunst der Wanderlust

Mein erstes Zusammentreffen mit Noavi kam zustande, nachdem ich ihre Fotos sah und sofort von ihrer Vision verführt wurde, der Aufrichtigkeit und Spontanität in ihren Arbeiten. Sie wurde in LA geboren und wuchs dort mit jemenitischen und polnischen Wurzeln auf, die ihr eine Mischung aus beiden Kulturen, unglaubliche Energie und endlose Neugier bescherten.

Sie ist fasziniert von der Kultur der Beduinen und reist von Abu Dhabi in die Arktis, um die Sami-Kultur zu studieren, von den atemberaubenden Höhen des Jemens nach Luxor und den Nil herunter zum Gebiet der Nubier. Mit ihrer Kamera und ihrem Moleskine Notizbuch hält sie alles fest, was ihr auf ihren einzigartigen Reisen in der Welt begegnet.

Du reist oft in Länder des mittleren Ostens, wie schaffst du es, als Frau in diesen hauptsächlich islamischen und von Männern dominierten Staaten Fotos zu schießen?

Im Allgemeinen ist es für Frauen und für Männer schwer, Fotos von Frauen in islamischen Ländern zu machen, weil sie sehr verschlossen gegenüber Kameras sind. Fotos von Männern zu machen, ist dagegen viel leichter. Es sind sehr konservative Kulturen und man muss viel mehr arbeiten, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, damit man Frauen in arabischen Ländern fotografieren kann.

Wie schaffst du es, dass unbekannte Menschen sich vor deiner Kamera wohlfühlen?

Non-verbale Kommunikation ist das Wichtigste.

„Es gibt vieles, das ohne Worte kommuniziert werden kann, mit den Augen, mit einem Lächeln.“

Es ist das wertvollste Werkzeug, wenn man das Wohlsein von Menschen mit denen man arbeitet, einschätzen kann. Deswegen mache ich oft Bilder von alten Menschen oder Kindern, die eine starke non-verbale Kommunikation haben. Kinder tun das, weil sie noch nicht so lange sprechen und alte Menschen, weil sie alt genug sind, um zu verstehen, dass es nicht immer Worte braucht, um zu kommunizieren.

War es für dich eine Inspiration, mit multikulturellem Hintergrund aufgewachsen zu sein?

Ich glaube, es ist ein Privileg und Reichtum, in einem multikulturellen Umfeld aufgewachsen zu sein. Das verpflichtet noch mehr.

Von Anfang an haben mir meine Eltern den Wunsch vererbt, auf Reisen zu gehen und andere Länder und Kulturen zu entdecken. Sie waren immer Rucksacktouristen, haben nie in schönen Hotels gewohnt. Ich und meine Schwester waren immer die Babies im Rucksack.

Gibt es einen Künstler, der dich inspiriert?

Mich inspiriert die Literatur. Es gibt dort so viel Einfallsreiches, womit man die Grenzen der Realität überwinden kann.

Es gibt diesen Schriftsteller, Lawrence Durrell, der in Alexandria lebte. Er war Brite und schrieb eine Buchserie namens „Das Alexandria Quartett“. Das erste Buch von vier heißt ‚Justine‘ und es ist für mich das schönste literarische Schriftstück. Ich habe noch nie ein Buch so oft gelesen. Beim Reisen habe ich dieses Buch immer bei mir.

Hast du irgendwelche Gegenstände, die du immer auf deine Reisen mitnimmst?

Ich habe immer mein Moleskine Notizbuch bei mir. Ich bin jetzt schon beim 28. Ich schreibe immer alles auf, klebe Sachen wie Blumen, Tickets, Zeitungsausschnitte etc. in meine Notizbücher. Das hilft mir in bestimmten Momenten im Leben. Man kann sich an einen Tag erinnern aber man kann schnell komplizierte Details vergessen, die den Tag so besonders und einzigartig gemacht haben.

Was assoziierst du mit Iran?

Was die Sprache betrifft, empfinde ich Farsi als die poetischste Sprache. Generell assoziiere ich Poesie mit Iran… Und es ist ein Ort, den ich besuchen möchte.

Kredit:
Alle Fotos: Noavi
Text: Anahita Vessier
Übersetzung: Ulrike Goldenblatt
http://www.noavi.com

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